Handelsblatt: Frau Hammer, die Salzburger Festspiele sind seit 104 Jahren ein Kulturereignis. In diesem Jahr haben Sie in Ihrer Eröffnungsrede viel von Frieden, Freiheit und Demokratie geredet und von „nationalistischen Verschiebungen“. Spielt Politik, bei allem Singen und Musizieren, eine größere Rolle als früher?
Kristina Hammer: Die gesamte Welt ist derzeit ausgesprochen politisch. Das hat Rückwirkungen. Die Salzburger Festspiele waren aber immer schon ein Friedensprojekt. Zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs wollten die Gründungsväter Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Richard Strauss hier Europas Kulturhauptstadt jenseits aller Rechthaberei schaffen. Auf den Bühnen sollte alles offen diskutiert werden, in einer Oase der Menschlichkeit.
Handelsblatt: Diese Grundidee wird jetzt – angesichts neuer Kriege und eines expansiven Rechtsextremismus – wieder sichtbarer?
Die Salzburger Festspiele sollen, so war das immer gedacht, das Beste vom Besten aus Oper, Theater und Konzert auf die Bühnen bringen – mit Künstlern egal welcher Religion, Nationalität und Identität. Dieser Anspruch sollte auch fürs Publikum gelten. Das ist das Herz der Veranstaltung.
Handelsblatt: Klingt ein wenig nach einem Programm von Eliten für Eliten. Eine Premieren-Karte kostet schon mal mehr als 400 Euro.
Das klingt so, als sei Salzburg nur etwas für die Schönen und die Reichen. Das stimmt aber nicht. Die Hälfte unserer Tickets kosten zwischen 5 und 115 Euro. Das wissen leider viel zu wenige Leute.
Handelsblatt: Der medial stärker wahrgenommene Teil des Publikums ist in der Regel sehr vermögend. Andererseits denken viele Bürger in Salzburg offenbar links – es gibt hier einen kommunistischen Vize-Bürgermeister. Sind das nicht soziale Pole?
Wir haben Besucher in unserem Publikum sitzen, die sind konservativ. Andere dort sind dagegen äußerst links. Und manche im Publikum verfügen über ein großes Vermögen, andere dagegen über ein kleines oder sehr kleines. Unser Publikum ist, anders als es das Vorurteil besagt, nicht homogen. Was die Menschen vereint, ist die Liebe zur Kultur. Das hat am Ende mit konkreten politischen Einstellungen gar nichts zu tun.
Handelsblatt: Sie meinen, die Magie der Kunst macht alle gleich?
Die Strahlkraft Salzburgs wird davon geprägt, wie diese magischen Momente auf den Bühnen entstehen – und sie sich in den Augen des Publikums widerspiegeln. In einer Welt voller Kriege ist dieser Anspruch relevanter denn je – aber eben im Rahmen eines Festes. Und niemand sagt ja, dass ein Fest nicht nachdenklich stimmen kann, siehe „Jedermann“.
Handelsblatt: Dieses Gründungsstück, seit Beginn 1920 jährlich gespielt und nur einst von den Nazis abgesetzt, ist so etwas wie der Ur-Mythos der Festspiele. Es thematisiert die Bedeutungslosigkeit von Reichtum angesichts des nahenden Todes.
Das Stück ist nach wie vor äußerst relevant. Die diesjährige Inszenierung von Robert Carsen zum 150.Geburstag von Hugo von Hoffmannsthal ist sehr gelungen. Sie stellt die Frage nach dem Schicksal, wie man mit dem Tod umgeht, und nach Spiritualität.
Handelsblatt: Ihr Auftrag als Präsidentin der Salzburger Festspiele ist klar definiert: Sie sollen die „Premiummarke“ schützen und ausbauen. Wie weit sind Sie damit in drei Jahren gekommen?
2024 ist ein besonders gutes Jahr, das können wir schon heute angesichts des Vorverkaufs sagen. Wir liegen besser als 2023…
Handelsblatt: …als der Auslastungsgrad bei sage und schreibe 98,5 Prozent lag.
Abgerechnet wird am Schluss. Aber wir sind sehr zuversichtlich. Als ich hier im Januar 2022 begonnen habe, erlebte Salzburg gerade den Peak bei den Corona-Infektionen. Jeder zehnte der Mitarbeitenden war krank. Wir konnten die Festspiele dennoch perfekt vorbereiten und durchführen. Seitdem ging es stets nach oben. Der Run auf „Jedermann“-Tickets war zuletzt ebenso erfreulich wie das Interesse an der Breite des Programms. Das internationale Publikum ist voll zurückgekehrt. Sie kommen inzwischen aus mehr als 70 Ländern. Und es sind mehr Amerikaner dabei denn je.
Handelsblatt: Was macht die Faszination des Events für Besucher aus? Will man mit der schönen Kultur eine Auszeit in der Hatz ums Geld nehmen?
Wir ziehen knapp 250.000 Menschen aus aller Welt an, weil sie wissen: Hier bekommen sie Exzellenz. Das ist nicht das Standardrepertoire eines Hauses, sondern sie können sich selbst ihr Programm nach eigenem Geschmack zusammenstellen. Zudem bietet die Barockstadt Salzburg eine wunderbare Kulisse, mit gastfreundlichen Hotels und Gastronomie aller Art. Das ist ein besonderer Ort des kulturellen Austauschs. Man wird hier immer wieder herausgefordert. Ein älterer New Yorker erzählte mir, sonst die oft konservativen Aufführungen der Metropolitan Opera zu genießen – in Salzburg aber erfreue er sich an einem modernen „Don Giovanni“.
Handelsblatt: Täuscht der Eindruck, oder wagen die Salzburger Festspiele jetzt mehr als in der Vergangenheit?
Unserem Intendanten ist es in vielen Jahren gelungen, das Publikum auch für Unkonventionelles, Neues zu begeistern.
Handelsblatt: Es war doch durchaus riskant, diesmal gleich zwei Opern nach Dostojewski-Romanen zu präsentieren: „Der Spieler“, ein Frühwerk von Sergei Prokofjews, sowie „Der Idiot“ von Mieczysław Weinberg, der bislang erst drei Mal überhaupt inszeniert wurde.
Die Oper „Der Spieler“ ist für mich ein ganz klar heutiges, auch politisches Thema unserer Zeit. Ebenso wie „Der Idiot“, dieser Mensch, der vor lauter Liebenswürdigkeit ein Außenseiter ist. Und ich würde auch die heurige Interpretation von „La Clemenza di Tito“ dazuzählen, das ist fast wie „House of Cards“.
Handelsblatt: Max Reinhardt verkündete einst, für die Festspiele sei ganz Salzburg eine Bühne. Es gibt im Umfeld einen großen Prominenten-Auflauf und inzwischen sehr viele Unternehmertreffen. Inwieweit ist das stilprägend?
In diesem Sommer war Paris die ideale Kulisse für den Sport. Salzburg ist das jeden Sommer für Kultur. Reinhardt wollte die Stadt zu einem Treffpunkt für Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur aus der ganzen Welt machen. Das war seine Vision. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Kontakte werden geknüpft, Meinungen diskutiert. Man trifft sich.
Handelsblatt: Wenn Angela Merkel wie 2024 nicht fotografiert werden will, ist das dann ein vordringlicher Fall, um den Sie sich kümmern?
Wir haben Besucher, die unbedingt fotografiert werden wollen, andere lehnen das komplett ab. Die Festspiele respektieren solche Wünsche. Die frühere deutsche Bundeskanzlerin besucht uns seit vielen Jahren. Angela Merkel war ein privater Gast. Bei uns sind die eigentlichen Stars auf und hinter der Bühne zu finden.
Handelsblatt: Salzburg hat es verstanden, die allseits zelebrierte Kultur zum Wirtschaftsfaktor zu machen. Jeder Festspielgast lässt im Schnitt 414 Euro in Salzburg, ermittelte eine Studie.
Das wird oft unterschätzt: Die Festspiele erreichen in Salzburg eine direkte und indirekte Wertschöpfung von 199 Millionen Euro und in Österreich insgesamt von 250 Millionen. Und wir bringen der Öffentlichen Hand jährlich 96 Millionen an Steuern. Das muss man sich einmal vorstellen!
Handelsblatt: Der Staat selbst ist mit nicht mal 21 Millionen als Geldgeber bei den Festspielen dabei.
Das spricht für sich selbst. Wir sichern zudem rund 3.000 Arbeitsplätze in Österreich und über 2500 alleine in Salzburg.
Handelsblatt: Wie definieren Sie eigentlich Ihre persönliche Rolle auf dieser Groß-Bühne Salzburg?
In erster Linie als Ermöglicherin. Ich richte es mit ein, dass die Festspiele auf diese Art und Wiese stattfinden können und trage zur Wirtschaftlichkeit bei. Dazu sind viele Aktivitäten in Marketing und im Kartenverkauf nötig. Andererseits bin ich auch herzliche Gastgeberin sowie Außenministerin. Wenn ich durch die Stadt gehe, komme ich überall leicht ins Gespräch. Die Menschen sind rund um die Festspiele für Offenheit sehr empfänglich.
Handelsblatt: Sie sind zwei, drei Monate im Großeinsatz.
Mit den Festspielen sind 60 Tage Arbeit verbunden, nonstop. Schon bei den Proben bin ich wenn möglich intensiv dabei. Das schaffe ich körperlich nur, weil ich wandere, viel Fahrrad fahre und Gymnastik mache.
Handelsblatt: Sie sind eine ausgesprochen Markenspezialistin, waren bei Ford sowie Mercedes beschäftigt und gründeten in Zürich eine Marketingagentur. Als Chefin der Salzburger Festspiele hatte Sie keiner auf der Rechnung.
Meine Familie ist kulturaffin. Viele Festivals und Opernaufführungen habe ich schon als Kind besucht und saß auch im Vorstand der Freunde des Opernhauses Zürich. Man weiß nie, wie das Leben mal so spielt. Wenn Sie mich fragen, ob ich glücklich bin in meiner jetzigen Position, dann lautet die Antwort: absolut.
Handelsblatt: Dabei handelt es sich um einen heißen Stuhl. Auch Ihre Vorgängerin Helga Rabl-Stadler wurde anfangs als „Dirndlverkäuferin aus der Getreidegasse“ misstrauisch beäugt. Haben Sie sich gleich willkommen gefühlt?
Ich bin die erste Nicht-Österreicherin, die zweite Nicht-Salzburgerin und die zweite Frau in dieser Position. Wenn Sie zudem eine Person beerben, die 27 Jahre im Amt war, ist es für viele eine außergewöhnliche Situation. Das war mir von Anfang an klar. Deshalb bin ich sehr bewusst zum Amtsantritt mit dem ersten Wohnsitz nach Salzburg gezogen. Es ist mir persönlich wichtig, alles in der Stadt mitzubekommen – von der Felsenreitschule bis zum Würschtlstand.
Handelsblatt: Rund um die Festspiele gibt es eine Art großbürgerliche Salzburger Familie, die gut zusammenhält. Nach einer „Evaluierung“ vor einem Jahr haben Sie die Zuständigkeit für die Presse an den Intendanten abgetreten. Die Atmosphäre soll frostig gewesen sein.
Das ist hochgespielt worden. Viele in Salzburg und in der Organisation waren und sind sehr offen für die mit mir verbundene neue Entwicklung. Wenn eine Neue in den Vorstand kommt, eine andere Geschwindigkeit einbringt und viele Ideen beisteuert, ist es nur zu logisch, dass es am Anfang knistern muss. Harmoniesucht ist auch keine Tugend. Schon früher übrigens lag die Hoheit über die Pressearbeit bei der Intendanz. Nur zur Mitte der Amtszeit von Helga Rabl-Stadler hatte sich das für ein paar Jahre geändert. Sie war eben eine ausgebildete Journalistin…
Handelsblatt: …die sich selbst über einen Strickpullover des Orest in Richard Strauss’ Oper Elektra mokierte. Werden Sie sich auch so einmischen?
Es gibt für mich rote Linien. Die werde ich Ihnen aber nicht verraten. Jeder hat seinen eigenen Stil.
Handelsblatt: Sie haben einen deutschen und einen Schweizer Pass…
Hammer: …und einen österreichischen Mann! Ich bin, wenn Sie so wollen, die personifizierte „DACH-Region“! Ich habe auch zehn Jahre in England gelebt. Was ich sagen kann: In Österreich hat Kultur einen besonderen Stellenwert. In Wien wird in der Straßenbahn die aktuelle Premiere im Burgtheater lebhaft diskutiert und fast jeder Taxifahrer kann Ihnen sagen, was in der Oper läuft. Kultursendungen im Rundfunk erreichen höchstes Niveau. Kurzgefasst: Österreich ist eine echte Kulturnation.
Handelsblatt: Von 2025 an haben Sie den schwäbischen Schraubenkönig Reinhold Würth als Hauptsponsor gewonnen. Ein markanter Erfolg?
Er lässt mich zumindest ruhiger schlafen. Durch die Inflation sind die Kosten für Personal, Material und Energie erheblich gestiegen. Unser Budget wuchs. Es berührt mich, dass Herr Professor Würth und seine Firmengruppe sechster Hauptsponsor wird. Er war bisher schon in der Jugendförderung aktiv, sein Beitrag wird sich um mehr als verdoppeln. In der Geschichte hatten wir, bis auf eine kurze Ausnahme, nur fünf Hauptsponsoren. Dadurch steigen nunmehr die Sponsoringerlöse signifikant an.
Handelsblatt: Wie oft sind Sie nach Künzelsau gefahren? Wie geht man am besten bei der Sponsorenarbeit vor?
Unsere Hauptsponsoren sind echte Partner. Mit Professor Würth und seinem Team habe ich sehr viele intensive Gespräche geführt. In Europa herrscht oft die Annahme: Kultur, das macht eh der Staat! Bei uns trägt er aber nur 25 Prozent unseres Budgets von 71 Millionen Euro. Den überwiegenden Teil schaffen wir selbst – zu 50 Prozent über Ticketverkäufe, zu 25 Prozent über Sponsoren, Mäzene und mehr als 6600 Freunde und Förderer überall auf der Welt. Wir vermieten auch unsere Häuser, wenn nicht gerade Festspiele sind. Bei Reinhold Würth gibt es ein großes Verständnis für unser Anliegen. Er hat klare Werte, und die passen zu den unsrigen.
Handelsblatt: Ist der Würth-Deal Ihr größter Coup?
Was mich derzeit besonders freut: Direkt nach den Festspielen beginnen wir mit dem Bau unseres neuen Festspielzentrums. In zwei Jahren soll es fertig sein. Es ist meinem Team und mir gelungen, dafür Herrn Doktor Hans-Peter Wild mit der größten Einzelspende in der Geschichte der Salzburger Festspiele als Mäzen zu gewinnen. Es geht um bis zu zwölf Millionen. Damit ist es komplett privat finanziert.
Handelsblatt: Ihr neuer Geldgeber dirigiert den Getränkehersteller Capri-Sun und ist an etlichen Firmen beteiligt. Er besitzt auch zwei Salzburger Luxushotels, Schloss Mönchstein und Goldener Hirsch. Da schließt sich offenbar ein Kreis.
Ich kenne diesen visionären Unternehmer schon über eine sehr lange Zeit, lange bevor ich zu den Festspielen kam. Über sein Engagement sind wir unendlich dankbar. Bisher blieb nach Abschluss der Festspiele hier immer alles verschlossen. Nun haben wir ganzjährig eine Anlaufstelle für alle. Im Festspielzentrum ist alles über unser Kulturunternehmen zu erfahren.
Handelsblatt: Wo gibt es Wachstumsgrenzen für das Geschäftsmodell Salzburg?
Ich sehe immer die Chancen, nicht die Grenzen.
Handelsblatt: Sie investieren bis 2033 rund 350 Millionen Euro in Neubauten und Umbauten – das ist erst einmal ein großer Brocken.
Die Sanierung der Haus- und Bühnentechnik unserer Häuser kostet eben. Sie ist nach 60 Jahren am Ende der Lebenszeit angelangt. Das zu ändern, hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun. Ebenso müssen
die Dächer saniert werden. Zweimal hat es uns bereits ins Große Festspielhaus hereingeregnet, das letzte Mal im August 2023 im dritten Akt von „Falstaff“. Und dann müssen wir auch noch die Werkstätten erweitern. In die enge Stadt hinein können wir dabei nicht, also müssen wir in den Felsen hinter uns hineinbohren und so zusätzlichen Platz schaffen. Vor allen Dingen schaffen wir damit auch eine Logistikspange durch den Berg, über die künftig alle Lieferungen kommen – und nicht mehr über die Hofstallgasse.
Handelsblatt: Und das alles lässt sich in acht Jahren schaffen?
Davon gehen wir aus. Wir haben auch gerade unser neues Archiv eröffnet. Alle Schätze, auf denen wir sitzen, sollen erhalten bleiben. Es ist alles da: Das rote Kleid von Anna Netrebko genauso wie das berühmte Telegramm von Thomas Bernhard an die Intendanz aus dem Jahr 1972: „Eine Gesellschaft, die zwei Minuten Finsternis nicht verträgt, kommt ohne mein Schauspiel aus.“
Handelsblatt: Die Feuerpolizei hatte es zum Ärger von Bernhard und dem Regisseur Claus Peymann abgelehnt, das Notlicht auszuschalten, da absolute Dunkelheit herrschen sollte. „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ musste abgesagt werden.
Eine verrückte Geschichte. Für das Archivprojekt haben wir öffentliche Fördergelder akquiriert, aber auch privates Kapital. Unsere Geldgeber wollen ganz gezielt dieses Projekt fördern. Wenn man erforscht, was mögliche Unterstützer genau wollen, bekommt man sie auch.
Handelsblatt: Alle Welt redet von Künstlicher Intelligenz. Sie auch?
Wir experimentieren in unserem Digitallabor damit. Eine Aufgabe ist es ja auch, die Salzburger Festspiele ins nächste Jahrzehnt zu bringen.
Handelsblatt: Und das gelingt mit Daten und Apps?
Digitalisierung ist für uns wichtig, weil wir es so bspw. über unsere Website ermöglichen, dass zurückgegebene Tickets sofort wieder in den Verkauf gehen. Digitalisierung erfolgt bei uns vor, auf und hinter der Bühne. Wir informieren die Menschen längst nicht mehr allein nur übers gedruckte Programmheft, sondern auch über Podcasts, unsere Website, per Video und Social Media oder über „Pre-Show-Mailings“. Darin thematisieren wir etwa die vorhergesagten Hitzegrade bei der „Jedermann“-Aufführung, die Parkhaus-Auslastung oder die möglichen Staus vor Baustellen.
Handelsblatt: Leben Sie eigentlich in der Vorstellung, Konkurrenz zu haben?
Grundsätzlich sollte man immer schauen, was auf der Welt passiert. Es gibt in Großbritannien, Frankreich und in den USA interessante Kulturfeste. Ich sehe das nicht als Konkurrenz, sondern als Bestärkung dessen, was Kultur ausmacht. Persönlich bin ich allerdings der Meinung, dass derzeit Festivals ein bisschen wie Pilze aus dem Boden schießen. Wir sind immer noch das bekannteste und renommierteste Drei-Sparten-Festival der Welt, mit insgesamt weit mehr als 200 Veranstaltungen und 15 Spielstätten. Das macht sonst keiner. Es gibt hier alles: „Die kleine Nachtmusik“ oben auf dem Berg über der Stadt mit 50 Gästen genauso wie das große Konzert des Dirigenten Riccardo Muti und der Wiener Philharmonikern mit 2150 Besuchern.
Handelsblatt: Dostojewski, auf den Sie ja diesmal zweimal zurückgriffen, hat erklärt, Schönheit werde die Welt retten. Glauben Sie das auch?
Ich glaube vor allem, dass das Miteinander-Sprechen, das Sich-Austauschen, das Offensein für andere Standpunkte die Welt verändert. Kunst und Kultur tragen dazu maßgeblich bei. Auf unseren Bühnen werden die großen Themen der Menschheit behandelt. Manchmal rühren sie zu Tränen, manchmal sind sie rechte Aufreger.
Handelsblatt: Frau Hammer, vielen Dank für das Gespräch.