1)
Was im Kalten Krieg einst der Kampf um globale Herrschaft zwischen den USA und der Sowjetunion war, ist im Neuen Kalten Krieg der Kampf zwischen den USA und China. Bei allem Gerede über „Multipolarität“: Neue Weltordnung bedeutet, sich hier oder dort einzuordnen. Die Welt teilt sich wieder in Blöcke auf und Blockaden sind das liebste Mittel, um die Macht der Blöcke zu beweisen. Eine entscheidende Rolle dabei spielen Rohstoffe.
2)
Nichts sorgt global für mehr Unruhe und Unsicherheit, als wenn ein neuer Hegemon einen alten Hegemon ablösen will.
3)
Mit dem neuen globalen Machtspiel setzte eine Politisierung der Wirtschaft und damit ein System der Oligarchen ein, die in einem labilen Streit um die Gunst der unerklärten „Könige“ auf Vorteile für ihre Monopole und Quasimonopole lauern. Aus der alten Systemkonkurrenz zwischen liberaler Demokratie und illiberaler Nicht-Demokratie scheint vorerst ein Streit zwischen Autokratien unterschiedlicher Ausprägung zu werden.
4)
Wo die Welt einst auf Regeln vertraute, wartet sie nun auf Dekrete. Die Stärke des Rechts ist abgelöst worden durch das Recht des Stärkeren, so wie die journalistische und wissenschaftliche Wahrheit abgelöst wird durch das, was man dafür halten soll.
5)
Der Blick nach vorne ist in Wahrheit ein Blick nach hinten: Amerika, Russland und China wollen so sein, wie sie historisch am Punkt ihrer gefühlten maximalen Machtausdehnung waren.
6)
Wirtschaft wird geopolitisch zur Waffe, um Machtwünsche besser zu verwirklichen. Monopole schaffen dabei Abhängigkeiten, die politisch ausgenutzt werden. Im Kampf der Blöcke überlebt nur, wer auf Druck Gegendruck erzeugt und erzeugen kann.
7)
Wenn der Markt politisch wird, werden auch die Preise politisch, was Inflation bedeutet. In der neuen politisierten Globalisierung der Blöcke ist Decoupling unmöglich und Derisking Pflicht.
8)
Während Amerika zu einer Politik der Ressentiments und des Affekts übergeht, arbeitet China mit Strategie und Plan am Ziel der Weltbeherrschung. Ihr „Öl“ sind Seltene Erden.
9)
Die Macht der USA beruht auf Daten, Kapital und Militär. Ohne diese drei Faktoren ist Europa politisch nicht überlebensfähig. Europäische Souveränität bedeutet: Emanzipation auf allen drei Gebieten. Andernfalls verliert man sogar die Fähigkeit, eigene Gesetze zu leben.
10)
Für Europa ist „Make America Great Again“ ein einziges Selbstertüchtigungsprogramm zur Vollendung des Binnenmarkts. Bessere Geburtshelfer als Donald Trump und J.D. Vance kann es gar nicht geben. Wenn Europa jetzt nicht aufwacht, ist es tot.
11)
Ohne Europa sind Europas Staaten nur Spielzeug im Kampf der Blöcke. Europa muss zur eigenen Großmacht der Innovation und der Resilienz werden, mit seinen Startups als Garanten des Fortschritts. Europa braucht nicht nur eine Währung, sondern auch Budget, Armee, Anleihen und Verfassung.

