Hans-Jürgen Jakobs, München
Wenn man so viele Jobs hat wie Frank Laukien, 64, redet man am besten wie er von „Erfüllung“, nicht von Arbeit. Der gebürtige Stuttgarter mit US-amerikanischen Pass ist Familienunternehmer, Manager, Wissenschaftler – und seit kurzem hat er es auch mit einer politischen Mission zu tun, als „deutscher und europäischer Patriot“.
Der Workaholic gibt sich nicht damit zufrieden, die 1960 vom Vater Günther Laukien, einem Physikprofessor, in Karlsruhe gegründete Medizintechnik-Firma zum börsennotierten internationalen Konzern hochgerüstet zu haben. Vielmehr müht sich der in Harvard promovierte Physiker an Fortschritten bei der Krebsfrüherkennung sowie derzeit vor allem bei der nuklearen Kernfusion. Hier verschmelzen zwei Atomkerne bei größter Hitze unter Abgabe von viel Energie zu einem neuen Kern, eine Technik, die quasi das Geschehen im Inneren der Sonne reproduziert – und die irgendwann ein Drittel des Energiebedarfs abdecken und umweltschädliche Gas- und Kohlekraftwerke vergessen machen soll.
Kein Wunder, dass diese Verheißung derzeit viele elektrisiert – unter anderem eben Frank Laukien, seit langem Großaktionär, CEO, President und Chairman der Bruker Corporation aus Massachusetts. Immer wieder jettet er in diesen Tagen als Botschafter in Sachen Kernfusion nach Europa, unermüdlich an politischen Allianzen arbeitend, etwa im Pariser Élysée-Palast, in den Ministerien von Berlin oder den Regierungsvierteln von Rom und Madrid. Der Ukrainekrieg und die damit verbundene Knappheit von Erdgas habe vieles verändert, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Fusionsenergie sei, anders als Kernspaltung à la Fukushima, die wesentlich sichere, aber auch anspruchsvollere Technologie sei: „Da müssen wir doch in Europa etwas machen!“
„Vorantreiben“ ist seine Lieblingsvokabel. Als Nukleus für die erhoffte Revolution dient die 2022 entstandene Gauss Fusion GmbH, einst in Hanau, heute im Forscher-Eldorado Garching im Norden Münchens zuhause. Laukien sagt, er wolle nichts personifizieren, aber er sei schon „derjenige mit der Grundidee“ gewesen. Im Schnitt 20 Prozent seiner Arbeitszeit („viel Herzblut“) entfalle auf die von ihm angeschobene Atomfirma – im Managementteam aber liege die Belastung bei 250 Prozent ihrer Zeit. Es geht eben um viel: alles oder nichts.
Bei der zunächst mit zwei Millionen Euro Kapital ausgestatteten GmbH sind neben Bruker (Anteil: 30 Prozent) noch französische, italienische und spanische Gründerfirmen involviert. CEO Milena Roveda, eine dynamische, industrieerfahrene Managerin mit italienischem und peruanischem Pass, spricht von „unserem Eurofighter-Projekt“. Wie früher beim Airbus müssen Regierungen und Industriefirmen bei der Fusion eng kooperieren, ein „gewaltiges Unterfangen“ (Laukien).
Der Vorantreiber propagiert eine „20-20-Formel“: Bis zum Marktstart der Kernfusion werde es noch fast zwanzig Jahre dauern, bei dann zwanzig Milliarden Euro Gesamtinvestitionen. Anfangs sind hunderte Millionen von Forschungsgeldern für Projekte vorgesehen, danach geht es um einige Milliarden für die ersten Prototypen eines Fusionskraftwerks. Am Ende entstünden – technischer Erfolg vorausgesetzt – große Kraftwerke, die je ein Gigawatt liefern. 15 bis 20 Werke würden in Deutschland gebraucht, in Europa rund 100 bis 200. „Das sind große Zahlen, sicher, aber es handelt sich um ein gutes Investment“, kommentiert Laukien: „In dieser Zukunftsbranche werden Know-how und Arbeitsplätze geschaffen. Deutschland hat die Chance, in der Fusionstechnologie führend zu sein. Dann müssen wir in 20 Jahren vielleicht nicht mehr Batteriewerke oder Chipfabriken mit viel Geld aus dem Ausland anlocken und können stattdessen eine Schlüsseltechnologie exportieren.“ Angesichts einer absteigenden Autoindustrie könne man neue Industrien gut gebrauchen.
Soweit der Plan. Vieles in diesem Zukunftsgeschäft ist jedoch noch ungeklärt. So rivalisieren zwei Techniken: Bei der Laserfusion erhitzen Laserstrahlen die Fusionsmasse aus Deuterium und Tritium auf mehr als 100 Millionen Grad Celsius, bei der Magnetfusion (wie bei den Gaussianern) schließen dagegen Magnete die sich vereinigenden Atomkerne ein. Konkurrenz auch bei den Versuchsreaktoren zur Magnetfusion: Da gibt es die von vielen Staaten (auch von Deutschland) gestützte, jedoch störanfällige Anlage ITER in Südfrankreich, die auf dem „Tokamak“-Prinzip beruht, sowie auf der anderen Seite im ostdeutschen Greifswald das „Wendelstein 7x“-Projekt des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik. Hauptkomponente hier: der „Stellarator“. Anders als beim Tokamak muss beim Stellarator kein Strom durchs erhitzte Plasma gejagt werden. Hier sorgt eine – allerdings sehr komplizierte – Konstruktion aus gewundenen Magnetspulen dafür, dass das heiße Plasma erhalten bleibt.
Weltweit arbeiten Dutzende Startups, vor allem in den USA und in Großbritannien, emsig am richtigen Konzept. Viele Milliarden Dollar sind weltweit in den Traum von der Kernfusion geflossen. China stampft in der Stadt Hefei eine neue Fusionstestanlage (Typ „Tokamak“) aus dem Boden. Die Regierung im London wiederum, die aus ITER ausgestiegen ist, schreibt den Bau eines Fusionskraftwerks aus. Es soll 2040 auf dem Gelände eines alten Kohlekraftwerks in West Burton in Betrieb gehen.
„Magnetfusion hat aus meiner Sicht die besten Karten“, sagt Professor Tony Donné von der niederländischen Universität Eindhoven dem Handelsblatt. Er hat sich sein ganzes wissenschaftliches Leben mit Kernfusion beschäftigt und sitzt neben anderen 16 Experten in der vom Freistaat Bayern eingerichteten „Kommission Kernfusion“. Das Vereinigte Königreich sei eines der besten Beispiele, wie man das Vorhaben angehen solle, erläutert der unabhängige Spezialist. Für West Burton in North Yorkshire habe man die Firma UK Industrial Fusion Solutions aufgesetzt, die zu gleichen Teilen von Forschungsinstituten, Zuliefererfirmen und einem Nuklear-Unternehmen getragen werde. Zudem habe der britische Staat in den letzten Jahren viel Geld in konkrete Projekte investiert, etwa wie man mit Materialien oder mit Tritium umgeht. Auch gebe es enge Verbindungen zur Universität in Oxford. Die Zahl der involvierten Forscher sei seit 2016 von 800 auf 3000 gestiegen.
Noch mehr Erneuerungszauber kommt aus den USA. Dort will das Startup Helion Energy bereits 2028 Strom dank Kernfusion erzeugen. Erster Abnehmer, wenn‘s denn klappen sollte: Microsoft. Sechs Prototypen wurden entwickelt. Überaus ehrgeizig präsentiert sich auch das Jung-Unternehmen Commonwealth Fusion Systems, hervorgegangen aus der Fusionsforschung am Massachusetts Institute of Technology (MIT) nahe Boston. In wenigen Jahren will man mit einer billigeren, kleineren Alternative zu ITER aufwarten und setzt wie Helion auf spezielle Magnetfusionsverfahren. Und schließlich gelang es Ende 2022 einem Team des kalifornischen Lawrence Livermore National Laboratory, mittels Laserfusion bei einem Experiment mehr Energie zu gewinnen, als hineingesteckt worden war – allerdings auf niedrigem Niveau.
Experte Donné ist skeptisch gegenüber den marketingfreudigen US-Firmen. Sie konzentrierten sich auf sehr kleine Fusionsmaschinen, es könne leicht zu Detailproblemen kommen. Technisch gesehen habe Festland-Europa noch das meiste Fusions-Know-how, aber der Vorsprung sei – wenn sich nichts tue – schnell verloren. Es komme darauf an, die Industrie früh einzubeziehen.
Kann sich Zukunftsmacher Frank Laukien in diesem globalen Technologiewettlauf mit Gauss Fusion behaupten? Helions Pläne mit Microsoft mit diesem Zeitplan herauszustellen, sei „unverantwortlich“, sagt er. Ein Erfolg der Briten wiederum wäre prima, die Festlandseuropäer könnten das Ganze dann irgendwann von ihnen kaufen, was sie selbst jedoch in Sachen Innovation zurücklassen würde: „Wir dürften dann nur Beton gießen und Drahtzäune aufstellen.“ Andererseits würden viele der US-Unternehmen, die bereits rund zwei Milliarden Dollar eingesammelt haben, auf eine Technik setzen, die für den dauerhaften Kraftwerksbetrieb gar nicht geeignet sei. Es gehe hier eher um den Eindruck, die Dinge weitertreiben zu können, dieses: „We can kick the can down the road.“ Und bei verkündeten Startterminen wisse man manchmal nicht, ob nur der erste Pilot gemeint sei oder wirklich eine Anlage, die ein Gigawatt erzeugt. „Ich verstehe den Optimismus, wenn es darum geht, Gelder einzutreiben, man muss aber schauen, dass man keine Enttäuschungen produziert.“
Womöglich ist auch der Münchener Rivale Proxima Fusion gemeint. Die Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik hat vor einigen Monaten 20 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Vielleicht schon Mitte der 2030er-Jahre, weit vor Gauss Fusion, soll hier das erste Fusionskraftwerk ans Netz gehen – zum Preis von 40 Dollar pro Megawattstunde. Bei einer Präsentation des CEO Francesco Sciortino im Gründerzentrum UnternehmerTUM zeigte sich Robert Habeck überaus begeistert. Der grüne Minister für Wirtschaft und Klimaschutz hat die gängigen Fusionsforschungsanlagen inspiziert und sich letztlich – trotz Gegenströmungen in seiner Partei – klar positioniert. Noch seit die Fusionsenergie auf dem Stand der Grundlagenforschung, sie habe aber Potenzial – „deshalb wird sie auch gefördert“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Erkenntnisse aus der Kernfusionsforschung können wir auch im Gesundheitswesen, der Robotik oder der Raumfahrt nutzen. Also wirklich eine spannende Technologie.“
Proxima Fusion wurde jüngst vom Weltwirtschaftsforum in die Liste der 100 global wertvollsten Startups aufgenommen – zusammen mit Marvel Fusion. Die ebenfalls in München sitzende Firma baut bis 2026 einen Prototyp für Laserfusion auf dem Campus der Colorado State University. In den USA, so die Begründung, würden Milliardäre wie Jeff Bezos (Amazon) oder Bill Gates viel Geld in die Fusionsforschung stecken.
„Milliardär“ will Gegenspieler Laukien keinesfalls genannt werden. „Wir gehen es sehr seriös an“, betont er. Man habe genau analysiert, dass Magnete im kontinuierlichen Betrieb bei Tokamak leicht ermüden und der Stellarator besser sei. ITER sei nun mal von Physikern, nicht von Ingenieuren als Forschungsanlage konzipiert: „Wenn da mal etwas nicht funktioniert, muss man es auseinanderbauen, das dauert lange.“ Man hoffe, selbst eine Schlüsseltechnologie zu haben, „aber manchmal lernt man ja in fünf bis zehn Jahren noch viel dazu“. Vorstandschefin Roveda präsentierte jüngst bei einem Workshop bei ITER erstmals öffentlich das eigene Konzept und vernahm danach eine „mehr als positive“ Resonanz: Mehrere Experten hätten Gauss Fusion als „Europas Fusions-Champion“ eingestuft, sagt sie. Man sieht sich hier weniger als Startup, sondern eher als einziges Industrieunternehmen im Feld quirliger Fusionsfirmen.
Im Sommer will die Gauss Fusion GmbH in einer Finanzierungsrunde einige zehn Millionen Euro von Investoren einwerben – bei staatlichen Institutionen, Konzernen, Venture-Capital-Anbietern, Staatsfonds (aus unproblematischen Ländern wie Singapur) und Mittelständlern. Es gibt Kontakt mit Peter Leibinger von Trumpf, auch Heraeus hat öffentlich Kernfusion gepriesen. In der ersten Phase seien Konzerne wie Siemens Energy, GE Vernova, Eni oder Total Energies noch nicht dabei, so Laukien, sie seien jedoch interessiert. Es brauche pro Kernfusion eine visionäre Entscheidung des jeweiligen Unternehmers oder aber „philantropic capitalism“. Wenn Finanzleute nur nach dem Return on Investment in drei, fünf oder sieben Jahren fragen würden, falle man schnell durchs Raster – zu viel Risiko. Auch die Gauss-Gründer selbst stecken nun wieder Geld ins Unternehmen, „alles andere wäre ein schlechtes Zeichen“.
Aber ist es womöglich nur ein „Hype“ wie die Umweltorganisationen Greenpeace und BUND behaupten? Die Technik sei zu unsicher, ja unrealistisch, eine Investition damit viel zu riskant, das Geld solle lieber in den Ausbau von Sonnen- und Windenergie gesteckt werden. Laukien kennt solche Argumente: „Ja, es gibt einen gewissen Hype um die Fusionsenergie. Man könnte es auch Enthusiasmus nennen. Den braucht man nun mal für Innovationen. Es gibt keine Garantie, dass Fusion am Ende funktioniert – nur eine große Plausibilität.“ Bei der Fusion sei die politische Konstellation genauso wichtig wie die technische Entwicklung: „Das habe ich bisher bei keinem anderen Geschäft so erlebt. Das ist die ultimative Public-Private Partnerschaft, es ist eine ganz andere Welt.“ So sei er nun eben ein „klitzekleines bisschen“ auch in der Politik. Bisher schaue man in Deutschland, wenn es um Visionen gehe, lieber auf Elon Musk und fragen sich, was der wieder mit SpaceX mache: „Da könnten wir couragierter werden. Es würde mich riesig freuen, wenn ich zu einer Clique gehören würde, die richtig Mut macht für Innovation.“
Große Stücke hält man in der Branche von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Sie will bis 2028 Kernfusion mit rund einer Milliarde Euro fördern. Jüngst erhielt Gauss Fusion neun Millionen Euro für ein bestimmtes Magnetspulenprojekt, man kooperiert hier mit dem Karlsruher Institut für Technologie. Für weitere Projekte hat man sich beworben. Kernfusion sei „unser Schlüssel für eine saubere, verlässliche und bezahlbare Energieversorgung in der Zukunft“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage: „Die Fusion wird kommen. Es ist nicht die Frage, ob, sondern nur noch wann Deutschland dabei ist.“ Man habe die Ambition, diese „riesige Chance“ zu nutzen. Das eigene Förderprogramm „Fusion 2040 – Forschung auf dem Weg zum Fusionskraftwerk“ – neuerdings mit Frank Laukien im Beirat – sei komplett technologieoffen. 90 Millionen Euro fließen allein in die neu formierte Pulsed Light Technologies GmbH, die Infrastruktur für eine Laserfusion entwickeln soll. Und man arbeite an Kooperationen mit den USA, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Japan. Die Grundidee sei, so die Sprecherin, ein „Fusionsökosystem“ zu schaffen, inklusive der raschen Ausbildung von Fachkräften sowie der Formulierung eines regulatorischen Rahmens.
Laukiens Bruker Corporation (Motto: „Innovation mit Integrität“) ist groß geworden mit dem Bau von wissenschaftlicher Hightech-Geräte wie Spektrometer oder Spezial-Mikroskope. Gauss Fusion ist kein direktes Geschäftsfeld, obwohl bei der Kernfusion irgendwann supraleitende Drähte gebraucht werden, die das deutsch-schweizerische-amerikanische Unternehmen in Hanau fertigt. Auch könnten, als Beiprodukt, bessere Magnete für die Tomographie entstehen. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter des Konzerns sind in Deutschland, hier liegen die meisten Standorte, von Karlsruhe über Bremen bis Berlin. Laukien scherzt über die „Bundesrepublik Bruker“.
Wie kaum ein zweiter ist der Wanderer zwischen den Welten geeignet, einen Vergleich zwischen den Standorten zu ziehen. In den USA seien die Kapitalmärkte eindeutig stärker als in Europa, selbst kleinen Unternehmen falle es leichter, sich an der Börse Geld zu besorgen, lobt Laukien. In der Biopharma-Branche seien die USA in puncto Forschung und Finanzierung inzwischen stärker als ganz Europa. Auf anderen Gebieten, etwa der Plasmaphysik, liege wiederum Deutschland vorn. Für sein Mutterland sprächen Innovationskraft, Zuverlässigkeit und Motivation – und die Möglichkeit, mit Gewerkschaften, zumindest mit Betriebsräten, konstruktiv miteinander umzugehen. „Wir bei Bruker brauchen die Innovation auf beiden Seiten des Atlantiks – und den Zugang zu Universitäten und zu Pharma-Unternehmen.“
Zuletzt hatte der Konzern, der 2023 mit 9700 Mitarbeitern rund drei Milliarden Dollar umsetzte und 427 Millionen Gewinn Dollar machte, fast im Wochenrhythmus Deals verkündet, etwa in der „Space Biology“. Man sieht sich als „Vorreiter“ in einer Zeit, in der man nicht mehr an Genome als Bauplan des Lebens glaubt. „Normalerweise setzen wir immer auf Forschung und Innovation, aber es ergaben sich jüngst einige attraktive Chancen zum Dazukaufen“, so der Firmenchef. Im Jahr 2021 konnte man demnach Visionen haben, aber keine Firma kaufen, Interessantes war damals drei Milliarden Dollar wert: „Heute kaufen wir für einige hundert Millionen. Einige dieser Highflyer haben zu lange zu viel Geld ausgegeben.“ Jetzt werde es erst einmal ruhiger, man lege eine Deal-Diät ein: „Wir müssen über zwei, drei Jahre die Dinge zum Laufen bringen.“
Noch ist Bruker, in der zweiten Generation, ein Familienunternehmen. Zusammen mit seinem Bruder Jörg, der seinen Ruhestand in Baden-Baden verbringt, hält der Managementchef 30 Prozent der Aktien. Börsenwert des Konzerns an der US-Technologiebörse Nasdaq: mehr als neun Milliarden Dollar. Bruker sei „ein durch die Familie stabilisiertes, öffentliches Unternehmen mit einem sehr guten, starken Board, in dem kein weiteres Familienmitglied sitzt“, sagt Laukien: „Wir denken vielleicht langfristiger als andere, die sich durch den Quartalsrhythmus gängeln lassen.“ Die dritte und vierte Generation der Familie – die Enkel sind zwei und fünf Jahre alt – werde vermutlich jedoch nicht in der Firmengruppe aktiv werden: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass künftig jemand mit meinem Namen das Unternehmen führt.“ Der Nachwuchs habe andere Pläne, sein ältester Sohn etwa mit einem Biopharma-Startup in Boston.
Der Bruker-Boss bilanziert, er absolviere sicherlich ein großes Pensum, habe dabei aber das große Glück, dass alle Aktivitäten ihm viel Spaß machen würden. Und die eigene Zukunft? „Das Board fragt mich jedes Jahr, ob ich weitermache – und dann gebe ich immer dieselbe Antwort und verweise darauf, einen Zehn-Jahres-plus-Zeitrahmen zu haben.“ Er will also bis mindestens 2034 mitmischen, vorausgesetzt, die Gesundheit macht mit und die Konzepte tragen, auch die in der Atomwirtschaft.
Eine Idee für die persönlich schönste Nachricht des Jahres 2024 hat er jedenfalls: „Das wäre für mich, wenn sich Frau Meloni und die Herren Macron, Sanchez und Scholz zu einem Fusionsgipfel verabreden und danach erklären: Ja, wir gehen gemeinsam 20 Jahre auf die Reise und machen Fusionsenergie möglich.“