Meine gesammelten Werke: Wie ich die Lage gesehen habe.

Über die Bilder des Friedrich Merz

Tagesgedanken (78)

Über die Bilder des Friedrich Merz

Ein Bundeskanzler, den man permanent erklären muss, macht sich für Kommunikationsexperten interessant, nicht aber für Wähler. Man füllt die Medien, aber nicht die Herzen.

*

Ob da gerade der Bundeskanzler spricht oder der CDU-Parteivorsitzende, ist am Ende so relevant wie Jürgen von der Lippes „Wenn der Sauerländer singt“. Es redet schließlich immer Friedrich Merz, das Rätsel von Arnsberg.

*

Stadtbild (1): Jene Politiker, die sich fortwährend über irgendein „Stadtbild“ ärgern, sind vermutlich äußerst selten an jenen Plätzen, die ein solches Stadtbild angeblich ausmachen.

*

Stadtbild (2): Zu den Stadtbildern rund um den Münchener Hauptbahnhof gehört beispielsweise, dass der CSU-Bürgermeister aus einem Vorort vor einem Musikpalast von der Polizei mit Betäubungsmitteln aufgegriffen wird. Fehltritte haben Migranten nicht exklusiv.

*

Stadtbild (3): Die schlimmsten Bilder deutscher Innenstädte produzieren jene voluminösen Ruinen, die eine gnädige Politik in vielen Fällen dem österreichischen Bankrotteur René Benko überlassen hatte, von dessen Größenwahn sie offenbar nicht genug bekommen konnte.

*

Stadtbild (4): Manche Begriffe sind in Wirklichkeit riesige Projektionsflächen, unter der man sich alles vorstellen kann, auch die Ausweisung von Menschen, die einfach zu fremd aussehen, was offiziell dann Rückführungen von Personen ohne Aufenthalts- beziehungsweise Bleiberecht heißt. Alle Assoziationen sind plötzlich möglich, selbst zum Goebbels-Satz über die Juden, „…die nicht nur das Straßenbild verderben, sondern auch die Stimmung“.

*

Stadtbild (5): Politiker beklagen gerne Zustände, für die sie mittelbar und unmittelbar selbst verantwortlich sind – etwa, weil Polizei oder Justiz gut ausgestattet sind oder schlecht.

*

Je mehr sich die Union von der AfD abgrenzt, umso stärker fällt auf, wie oft sie deren Begriffe und Narrative schon genutzt hat.

*

Die Union hat sich so lange an den Grünen als „Hauptgegner“ abgearbeitet, bis die AfD so groß wurde, dass sie schon mehr Bedrohung als „Hauptgegner“ ist. Eine Zukunft hat sie nur als Kraft des europäischen Liberalismus, nicht des Nationalismus.

*

Wenn eine Volkspartei nicht mehr genügend „Volk“ hat, droht sie sich zu spalten in jene Lager, die jeweils glauben, das bessere Volk zu vertreten.

*

Irgendwann wird es manchem Konservativen auf die Füße fallen, dass ihre gar nicht so heimliche Freude und ihre noch größere Sehnsucht Donald Trump oder Javier Milei gilt.

*

Die Union ist die Klammer der Demokratie – aber welche Demokratie genau gemeint ist, bleibt unklar.

*

Wenn Regierungsparteien nicht mit sich selbst zurechtkommen, wie sollen sie dann mit dem Volk klarkommen?

(Bundeskanzler Friedrich Merz beharrt darauf, das „Stadtbild“ müsse geändert werden.