Wer die in einer Demokratie erprobte Gewaltenteilung abschaffen will, beginnt bei den Medien und endet bei der Justiz, oder er macht es umgekehrt.
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Die Finanzierung von Pressefreiheit hat traditionell jene Werbewirtschaft übernommen, die mittlerweile längst zu jenen Plattformen abgewandert ist, die unter der Behauptung von „Meinungsfreiheit“ etwas anderes bieten – Hetze und Demagogie.
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Wo sich großes Geld und große Medien mit großem Politikerwahn verbinden, ist der Journalist eine gefährdete Spezies.
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Wahrheit gibt es nicht umsonst, nur die Propaganda ist kostenlos.
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Der „Kulturkampf“ behauptet eine „woke“ Unfreiheit, gegen die sich eine neue Unfreiheit nach Gusto ganz leicht durchsetzen lässt.
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Nach einem Putsch übernehmen Putschisten üblicherweise Redaktionen. Man kann sie aber auch anders kleinkriegen: Wo Ausgrenzung oder Patronage nicht ausreichen, hilft am Ende die Milliarden-Schadenersatzklage.
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Manche Politiker handeln nach der Devise von Leuten, die Versammlungen dominieren: Wer das Mikrofon besitzt, hat Macht.
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Presse und Fernsehen bezeichnen sich gerne als „Vierte Gewalt“ – doch was sind sie noch wert angesichts von Social Media, der „Fünften Gewalt“? Nicht „Bild“, sondern „X“ ruft zur Wahl der Rechtsextremisten von der AfD auf.
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Politiker leben im Bewusstsein, Wahlen nicht mehr mit einem guten Interview in der Qualitätspresse zu gewinnen, sondern eher mit einem lustigen Filmchen auf Tiktok.
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Presse habe auch die Aufgabe, das Gras zu mähen, das über etwas zu wachsen drohe, formulierte der große Alfred Polgar. Wir stellen uns darunter inzwischen vielleicht besser nicht mehr einen Rasen vor, sondern vielmehr eine üppige Schilflandschaft.
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Ein gutes Interview ist wie ein Spaziergang durchs Leben.
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Schlimm ist, wenn es dem Journalismus an Geld fehlt. Noch schlimmer jedoch wäre es, wenn ihm der Humor ausgegangen ist. Und am Allerschlimmsten käme es daher, wenn er Sarkasmus mit Humor verwechselt.
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Selig seien alle, die nicht bei der Künstlichen Intelligenz nach ihrer menschlichen Intelligenz suchen müssen.
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Haltung im Journalismus ist keine Frage der Einstellung zu politischen Themen, sondern zum neutralen Gebrauch des Handwerkszeugs.
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Es gibt keinen konservativen oder progressiven Journalismus, sondern nur guten oder schlechten.
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Guten Journalismus wird es immer geben. Ob es auch weiterhin gute Verleger gibt, steht auf einem ganz anderen Blatt.
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Wenn es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht gäbe, müsste man ihn erfinden – aber sicherlich nicht in der heutigen Form. Dann würde er sich als publizistische Gemeinwirtschaft stabiler halten.
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Demokratie stirbt, wenn es im Nachruf heißt: „Medien waren die letzten, denen man noch glauben konnte.“
(US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf unabhängige Medien.)

