Nichts an der großen Koalition ist „groß“: Weder ihre bisherige Leistungsbilanz noch das Gewicht beider Partner, von denen der kleinere bei näherem Betrachten nur ein Leichtgewichtiger ist, der von der Hoffnung lebt, ein braver Juniorpartner sein zu können.
*
Das Fernsehen liebt das Format „Duell“ so sehr, dass man auch den Kampf zweier Ungleicher als solches verkauft. ARD und ZDF sowie RTL verlängern somit das Geschwätz von der „Großen Koalition“ ins Absurde. Vielleicht sollte sie jemand öfter daran erinnern, dass die Union einst knapp 48 Prozent und die SPD 39 Prozent hatte – damals, 1965, als die entstandene Bundesregierung wirklich so groß war, dass sogar eine außerparlamentarische Opposition hermusste.
*
Erschreckend ist die Erkenntnis, dass Friedrich Merz zum Spitzenduell gegen Alice Weidel antreten müsste, wenn das öffentlich-rechtliche System die von ihr gehuldigte Umfragendemokratie konsequent verwirklich würde.
*
Wahlkampf lebt von perfekt gespielten Selbst-Illusionen – der des Kanzlers, der trotz des nahenden Endes ins Weiterregieren verliebt ist, und der des Oppositionsführers, der glaubt, trotz erdrückender Problemlage sofort aus dem Stand der bessere Kanzler zu sein.
*
Der „Fritze Merz“ des Sozialdemokraten Scholz ist das, was der „Professor aus Heidelberg“ für den Sozialdemokraten Schröder war. Alle populistischen Versuche ähneln sich, aber jeder schmäht die Ehre auf seine Weise.
*
Angela Merkels Buch „Freiheit“ und die Freiheit der Bürger: Manchmal stimmen die Leute politisch mit den Füßen ab, manchmal halten sie einfach das Portemonnaie zu. Banales wird auch aus berufenem Munde nicht besser.
(Der Bundestag hat der Regierung von Olaf Scholz das Vertrauen entzogen.)