Meine gesammelten Werke: Wie ich die Lage gesehen habe.

Über Bücher und letzte Eitelkeiten

Tagesgedanken (60) Buchmesse

Über Bücher und letzte Eitelkeiten

Je unordentlicher die Zeiten, desto stärker wird der Wunsch, die Welt über Listen zu erklären. Vielleicht erklärt das, warum die Kanonisierung von Büchern derzeit so populär ist.

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Letzte Publizität als größter Wunsch der Gescheiterten: Wenn man schon von der Bühne abtreten muss, dann doch bitte mit einem großen Interview oder einer großen Gedenkveranstaltung. Das eint Kevin Kühnert in diesen Tagen mit dem Suhrkamp-Verlag, dieser grandiosen Nostalgie-Entität mit heutigen Cashflow-Problemen. Wenn nichts mehr stimmt, muss wenigstens die Inszenierung stimmen.

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Die jährliche Buchmesse ist der lebende Beweis für die These, wonach uns die Natur, als Erbteil die Eitelkeit überlassen hat, um uns so über unseren schlimmen Zustand hinweg zu trösten.

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Der Kapitalismus hat noch jede Todesmeldung, die in Büchern mit Wonnen gedruckt wurde, mit einem neuen Börsen-Hoch beantwortet und überlebt.

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Wenn bald KI ganze Bücher und Buchreihen schreibt, wird KI sie  dann auch lesen?

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Wer wissen will, ob es wohl ein Leben jenseits von Amazon gibt, kann sich in Ruhe den Buchmarkt betrachten.