Mit der Marke Porsche verbinden die Leute Rasanz, Qualität, Luxus. Umso überraschender eine aktuelle Zeitungsbeilage der VW-Tochterfirma zum 75. Geburtstag, da just am 8. Juni 1948 der erste Sportwagen, Porsche 356 („Roadster“), die Betriebserlaubnis erhalten hatte. „Driven by dreams“ heißt das Druckerzeugnis. Doch zum Träumen ist hier nichts: Wirres Design, hässliche Farben, organisierte Unübersichtlichkeit bis hin zur Unlesbarkeit. In der Wirkung fast so billig wie Schweinebauchanzeigen. Was hat sich Porsche dabei gedacht?
Aber das ist nur die ästhetische Seite. Inhaltlich überrascht die Stümperarbeit mit einer Chronik, die den Beginn der Porsche-Geschichte „genau genommen“ auf den 25. April 1931 terminiert, den Tag, an dem das Konstruktionsbüro von Ferdinand Porsche und Anton Piëch (die Familiennachfolger sind auch heute Großaktionäre) sowie von Adolf Rosenberger (1900 bis 1967) in Stuttgart offiziell gegründet wurde. Und dann seht da in „Driven by dreams“ tatsächlich: „Nach Beginn des Nationalsozialismus zerbrach das Trio“ – ganz so, als sei ein Erdbeben vom Himmel gekommen oder ein Meteorit eingeschlagen.
Mit der Wahrheit so das so viel zu tun wie ein 911er mit einem Lastenfahrrad. Tatsächlich hatte der jüdische Gesellschafter und Darlehensgeber Rosenberger im Juli 1935 seinen Zehn-Prozent-Anteil unter größtem politischem Nazi-Druck zum Nominalwert an Ferdinand Porsche abgetreten. Zwei Monate später musste der Pforzheimer sogar ins KZ, bevor ihm später die Flucht über Paris in die USA gelang. Es sei ihm vorgehalten worden, dass Porsche mit ihm nicht als „judenreiner Betrieb“ gelten würde; die Herren Porsche und Piëch hätten sich „meiner Mitgliedschaft als Jude bedient, um mich billig loszuwerden“, hielt Rosenberger später schriftlich fest. Er hatte nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Vergleich noch mal 50.000 Mark sowie einen VW-Käfer erhalten, eine Kleinsumme angesichts des heutigen Werts der Porsche SE, die im Oktober 2022 an die Börse zurückgekehrt war.
Vorher einigten sich – aus guten Gründen – die Firma und die Adolf Rosenberger GmbH auf ein Forschungsprojekt über den Rennfahrer und Geschäftsmann Rosenberger. Das wenigstens wird in dieser merkwürdigen Jubiläumsschrift erwähnt.