Wer mit dem Traum vom Kanzlerbonus einschläft, wacht mit dem Albtraum vom Kanzlermalus auf. Diese Gewissheit können sich SPD-Wahlkämpfer in Bayern und Hessen teilen. Sie wissen: Florian von Brunn setzte in München auf den direkten Draht zu Olaf Scholz und die Formel „15 Prozent plus X“, Bundesministerin Nancy Faeser sogar auf eine Zukunft als hessische Ministerpräsidentin. Hybris kommt vor dem Fall, der manchmal Rücktritt heißt.
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Der Versuch, innerhalb einer Koalition systematisch auf Opposition zu setzen, ist zwar weltexklusiv, dafür aber empirisch am Beispiel der FDP und der Bundesregierung zum Scheitern verurteilt. Noch nie hat jemand behauptet, dass falsch regieren besser sei als gar nicht regieren.
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Rechtsruck ist, wenn gefühlt alles gleichbleiben kann, auch wenn sich faktisch alles ändert.
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Historisch gesehen ist die CSU seit 1950 bei einer Landtagswahl nicht mehr so schlecht gewesen. Dass der Parteichef aus einem Zwergen-Ergebnis sogleich einen Giganten-Erfolg machen will, entspricht einzig dem Wunsch nach einem Narrativ für die weitere Karriereplanung. Seine kühne PR-Selbstverortung als „Schutzgarant“ für die Demokratie ist bei Lichte betrachtet keine Schutzgarantie, sondern Schutzbehauptung, trotz aller Bedenken mit den Freien Wählern weiterzumachen – jener neuen Bayernpartei, deren geistige Vorgänger einst 1950 der CSU so viele Stimmen kosteten.
(Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern am 8. Oktober 2023 verlieren die Parteien der Ampelkoalition, die hessische CDU, AfD und Freie Wähler gewinnen.)