Meine gesammelten Werke: Wie ich die Lage gesehen habe.

Zur Diskussion um die Rente der Deutschen

Tagesgedanken (79)

Zur Diskussion um die Rente der Deutschen

Je öfter in der Vergangenheit der Spruch „Die Rente ist sicher“ zu hören war, desto unsicherer wurden die Leute. Nun fragen sie sich, welchen Halt Haltelinien geben.

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Alle Welt nutzt die Renditen der Börsen für die Rente, Deutschland jedoch führt seine Rentenkonten wie der Skatklub seine Skatkasse.

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Wenn die vielen Älteren im Land Wahlen entscheiden, so ist immer noch nicht gesagt, ob sie statt Rentengeschenken womöglich nicht ein paar wahre Worte zur Lage schätzen würden.

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Zu den Fragen der Renten haben schon so viele Kommissionen getagt, sind schon so viele Expertengutachten verfasst worden, dass man bereits übermorgen mit Reformen beginnen könnte, wenn man denn nur wollte. Wo es um die Sache gehen sollte, geht es ums Überleben, das auf diese Art immer unwahrscheinlicher wird.

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Eine Regierung, die an einem Gesetz festhält, dessen Inhalte angeblich schon bald wieder durch ein neues Gesetz verändert werden, macht sich entweder unglaubwürdig oder lächerlich. Beides: keine Perspektive.

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Rentenmathematisch gilt: Die Leute bekommen zu wenig Kinder, wofür sie etwas können. Und sie werden immer älter, wofür sie wiederum im Grunde nichts können. In irgendeiner Form aber werden sie für solche Asymmetrien etwas bezahlen müssen.

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Politik ist die Kunst des Unmöglichen.

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Die Rente ist heute für das Volk offenbar das, was früher der Brotpreis war. Kein Thema ist komplizierter und zugleich am meisten debattiert.

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Eine falsche Politik wird nicht dadurch richtiger, dass man ihr Ende ankündigt, aber wohlweislich offenlässt, wie viel von dem alten Falschen übrigbleibt.

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Früher dachte man, eine Koalition kämpfe gegen die Opposition. Heute weiß man, dass sie zunächst einmal miteinander kämpft und nur hoffen kann, dass die Opposition Opposition bleibt.

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Wenn die Vernunft keine Mehrheit hat, regiert das Wahlgeschenk.

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Aus einem Herbst der Reformen wurde ein Herbst der Retuschen.

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Politik kann Realität verdrängen, aber Realität hat nun mal den unbestreitbaren Nachteil, nicht einfach zu verschwinden.

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„Sozial“ heißt nicht, eine Gruppe, eine Klientel zu bevorzugen, „sozial“ heißt, Gerechtigkeit zwischen Gruppen herzustellen.

(Im Bundestag wird über das Rentenpaket I abgestimmt, dem ein Rentenpaket II folgen soll.)